Der zweite Homerecording Artikel kümmert sich um Hydrogen, Audacity, Ardour und den JACK Audioserver…

Installation von Hydrogen:

Hydrogen ist eine Drum-Sequenzer-Software mit der es möglich ist eigene Schlagzeugfiguren, sogenannte Drumpattern zu programmieren.

  • sudo apt install hydrogen

Hydrogen: Die Oberfläche:

Die Programmoberfläche von Hydrogen besteht aus folgenden Bereichen:

  • Menüleiste
  • Transportleiste
  • Pattern-Editor
  • Song-Editor
  • Mixer
  • Klangbibliothek

Hydrogen arbeitet entweder im Patternmode oder im Songmode. Die nachfolgenden Beispiele beziehen sich dabei auf den Patternmode.

Praxistest 1:

In der Transportleiste wird das Tempo festgelegt – beispielsweise 120 BPM. Wie bereits erwähnt wird der Patternmode ausgewählt. Auch dies geschieht über die Transportleiste.

Aus der Patternliste wird nun Pattern 1 ausgewählt. Über die Klangbibliothek sollte für die ersten Experiment der GM Kit ausgewählt werden. Drumkits werden über das Kontextmenü (rechte Maustaste) geladen…

Im unteren Bereich von Hydrogen können nun Schlagzeugfiguren erstellt werden. Mit entsprechenden musikalischen Kenntnissen wird man hier schnell zu guten Ergebnissen kommen.

Als Tempo wurden ja bereits 120 BPM gewählt. Das Raster für die Quantisierung wurde auf 16 eingestellt. Jetzt braucht es nur einen einfachen Beat und der ist folgendermaßen aufgebaut:

  • Kick auf Zählzeit 1 und 3
  • Snare auf Zählzeit 2 und 4

Klingt noch nicht spektakulär. Es fehlt noch irgendwas. Also setzen wir einen weiteren Kick auf der Sechtzehntel-Note vor dem Kick auf der 3. Schritt für Schritt können nun weitere Drumsounds zugefügt werden. Etwa eine HiHat oder Toms.

Grundidee von Hydrogen ist es nun, verschiedene Pattern zu erstellen und diese zu Songs anzuordnen. Musikalisch könnte es also Sinn machen ein Intro zu erstellen, einen Basic-Beat, Fills und ein Ending. Im Songmode kann dann die Reihenfolge festgelegt werden, wann und wo innerhalb eines Songs welches Pattern abgespielt wird…

Drumkits und Drumloops:

Hydrogen wird bereits mit einer Reihe von Drumkits zur Erzeugung von Schlagzeugfiguren ausgeliefert. Ein Drumkit besteht aus mehreren Sounds für die einzelnen Instrumente. Es gibt also einen Sound für Kick, Snare, HiHat, Tom Tom und vielen mehr. Hydrogen bietet auch die Möglichkeit diese Sounds zu bearbeiten, etwa mit Effekten zu versehen.

Als zweite Möglichkeit können auch Audiosamples als Drumloops genutzt werden. Die Drumloops mit denen ich arbeite stammen von einer Sample-CD. Jeder Track der CD entspricht dabei einer Drumloops.

Um diese Loops nutzen zu können, müssen sie noch passend geschnitten werden. Für diese Aufgabe kommen Programme wie Audacity oder Ardour zum Einsatz.

Bei fertigen Drumloops können einzelne Sounds nicht bearbeitet werden, da die Samples nicht einzeln vorliegen. Bei fertigen Drumloops kann die Snare etwa nicht mit einem Hall versehen werden.

Drumloops als Drumkit:

Der bisher gemachte Unterschied zwischen Drumkit und Drumloop ist aus Gründen der einfachen Erklärung etwas ungünstig. Auch die von Hydrogen mitgelieferten Drumkits sind Soundsamples. Alternativ dazu könnten auch MIDI-Sounds genutzt werden.

Hydrogen ist es aber völlig egal welche Art von Soundsample genutzt wird, deshalb können Drumloops auch zu einem Drumkit zusammengestellt werden. Auch jede andere Art von Samplesound wäre möglich. Hydrogen könnte also auch als kleine Sample-Software “misbraucht“ werden.

Über die Auswahl “Instrumente“ der Menüleiste wird der aktuelle Drumkit gelöscht, alle Instrumente werden also entfernt.

Danach werden einige neue Instrumente hinzugefügt.

Über den Instrumenteneditor können nun den einzelnen Instrumenten die gewünschten Samples zugefügt werden. Dies geschieht über die Registerkarte Layer und den Befehl Layer laden.

Ich habe mir verschiedene Drumkits für verschiedene Geschwindigkeiten also BPM Werte angelegt. Hydrogen ermöglicht es natürlich auch diese selber erstellen Kits dauerhaft abzuspeichern.

Über die Schaltfläche „Layer bearbeiten“ kommt man zum Sample Editor. Der soll hier auch nur einmal erwähnt werden. Hydrogen ist also schon ein sehr mächtiges Programm.

Projekte können auch in diversen Formaten gespeichert werden und sind dann sogar in einer Sequenzer Software wie Rosegarden weiter nutzbar.

Installation von Audacity:

Audacity ist eine Audio-Bearbeitungssoftware die vermutlich auch Anwendern bekannt ist, die kein Homerecording mit Linux betreiben.

  • sudo apt install audacity

Die Ausgangslage:

Für die Audiobearbeitung hatte ich bereits mit Ardour ein passendes Programm gefunden. Zusätzlich suchte ich aber ein Programm das in der Lage war mp3-Dateien zu importieren und diese in einer Schleife abzuspielen. Ziel dabei war es einzelne Teile eines Songs (Strophe, Refrain) als Endlosschleife abzuspielen und dazu per Masterkeyboard zu spielen. Eine Websucher ergab, dass Audacity diese Anforderungen erfüllt.

Import der mp3-Datei:

Über das Datei-Menü kann eine mp3-Datei einfach geöffnet werden – es ist also kein Import nötig. Audacity zeigt nun die Wellenform der geöffneten Datei an. In der Wellenform kann nun per Maus ein Auswahlbereich markiert werden. Mit Shift und Space, also Umschalttaste und Leertaste kann die Schleifenwiedergabe realisiert werden.

Loopbereich:

Audacity bietet den großen Vorteil, dass es mp3-Dateien direkt öffnen kann und auch in einer solchen mp3-Datei Loopbereiche gesetzt werden können.

Über das Dateimenü wird also eine beliebige mp3-Datei geöffnet. Die Audiodatei wird als Stereodatei mit zwei Wellenformen dargestellt. Mit der Maus (linke Maustaste drücken und ziehen) kann nun der Loopbereich ausgewählt werden.

Audacity verfügt nun über zwei Play-Modes. Um den ausgewählten Bereich als Endlos-Schleife abzuspielen wird die Umschalttaste gemeinsam mit der Leertaste gedrückt.

Befindet sich Audacity im Loop-Modus erkennt man das auch am veränderten play-Symbol. Die Leertaste fungiert als Play und Stop-Taste. Allerdings wird der Loop standardmäßig verworfen. Die Endlosschleife muss also immer wieder neu eingestellt werden.

Es ist auch möglich das Doppelpfeilsymbol im Zeitlineal zu ziehen, doch dann wird keine echte Loop erstellt. Eine Loop sollte also immer in der Wellenform mit der Maus gezogen werden und dann über Umschalttaste und Leertaste als Endlos-Schleife eingestellt werden.

Audioaufnahme 1 (Mixdown 1):

Die mit Rosegarden durchgeführte Aufnahme wird (in einer Loop) abgespielt. Parallel zu Rosegarden ist Audacity geöffnet und der Eingangspegel wird so eingestellt, das es nicht zu Clipping kommt. Für eine erste Testaufnahme wird einfach der Aufnahmeschalter in Audacity betätigt und die Aufnahme läuft. Die Audacity-Aufnahme habe ich zweimal gespeichert. Einmal als Audacity-Datei für spätere Weiterbearbeitung und Optimierung und einmal als Wave-Datei, um sie bei Bedarf auch auf eine Audio-CD zu brennen…

Audioaufnahme 2:

Mit Audacity kann alles aufgenommen werden was im Audioeingang der Audiokarte ankommt. Somit ist es auch möglich von einem YouTube Video einen Audiomitschnitt durchzuführen… Der Export erfolgte diesmal in eine mp3-Datei. Beim Export aus Audacity können auch gleich Metadaten für die Datei eingetragen werden. Die Qualität der Audioaufnahme hängt jetzt nur von der verwendeten Hardware und dem optimalen Einpegeln ab.

Installation von Ardour:

Ardour ist eine Audio Workstation und eine Harddisk-Recording-Software. Innerhalb des Linux Homerecording Systems nutze ich Ardour vor allem für den Mixdown und das Schneiden von Samples.

  • sudo apt install ardour

Mit diesem Terminalbefehl wird Ardour 5 installiert. Nach der Installation begrüßt Ardour den Anwender beim ersten Programmstart mit einigen Dialogfenstern. Hier werden einige Konfigurationen vorgenommen, die hier aber nicht im Detail vorgestellt und dokumentiert werden sollen. Die Abfragen sind aber sehr einfach gehalten und beziehen sich etwa auf das Monitoring und das gewünschte Bus-System. Wer sich etwas mit Musik und Homerecording auskennt sollte diese ersten Klippen problemlos umsegeln können…

Ardour und JACK Audioserver:

Ardour braucht einen aktiven JACK Audioserver. Vor dem Programmstart sollte der JACK also entweder manuell gestartet werden, oder man lässt den Audioserver automatisch starten oder man aktiviert den JACK über die Schaltfläche im Ardour Dialogfenster.

Import einer Audiodatei:

Als Beispielanwendung für Ardour soll ja der Schnitt einer Drumloop erläutert werden. Professionelle Drumloops bekommt man im Musikfachhandel. Auf diesen Sample-CDs befinden sich pro Track diverse kleine Schlagzeugfiguren. Diese müssen nun so geschnitten werden, dass sie in einer Endlosschleife (Loop) in einer Sample-Software genutzt werden können.

Als Sample Software nutze ich Hydrogen. Der Import der Datei erfolgt über das Projekt-Menü > Importieren. Für den hier vorgestellten Zweck sollte man die Zuordnung (im unteren Bereich des Fensters) auf “eine Spur pro Datei“ einstellen… In Ardour erkennt man nun den Audiotrack mit zwei Wellenformen (für linken und rechten Kanal) in einer einzigen Audiospur. Nun kann die Schleife eingestellt werden…

Audioloop einstellen + Export:

Die erste Drumloop soll nun geschnitten werden und zwar so das keine unschönen Knackser und Knarzer zu hören sind und so das die Drumloop später in Hydrogen auch als Loop richtig sauber und rund läuft. Für die erste Loop habe ich dann den Schleifen-Bereich ausgewählt. Per Maus kann der Bereich einfach ausgewählt werden, wenn das Bereichsmodus-Werkzeug aus der Symbolleiste ausgewählt wurde… Der Export wird dann per Kontextmenü (Bereich exportieren) oder Menüzeile realisiert. Das Ergebnis ist eine wave-Datei mit der einzelnen Drumloop.

Hydrogen Import:

Die per Ardour geschnittene Drumloop kann nun in Hydrogen importiert werden.

  • Instrumente Menü > Alle Instrumente löschen
  • Im Instrumenten Rack auf Schaltfläche Layer
  • Load Layer Schaltfläche und Loop-Datei laden

Für einen ersten kleinen Test sollte es reichen. Ob die Loop wirklich sauber läuft, hängt davon ab wie gründlich der Schnitt mit Ardour vorgenommen wurde.

Installation von JACK:

JACK ist ein Audioserver für den professionellen Einsatz und wer sich mit Linux Homerecording beschäftigt wird irgendwann nicht um den Jack Server herumkommen…

  • sudo apt install jackd
  • sudo apt install qjackctl

Der erste Befehl installiert nur den reinen JACK Audioserver. Mit dem zweiten Befehl wird die grafische Konfigurationsoberfläche installiert. Beides kann natürlich auch in einem Schritt installiert werden:

  • sudo apt install jackd qjackctl

JACK Audioserver Konfiguration:

Die Grundkonfiguration des JACK Audioservers erfolgt über die Registerkarten der Einstellungen und Optionen (Schaltfläche Einstellungen).

Auf Registerkarte 1 (Einstellungen) wird der Treiber ausgewählt und die Schnittstelle festgelegt. Als Treiber nutze ich den Alsa-Treiber und als Schnittstelle ist “hw:PCH“ ausgewählt.

Auf Registerkarte 2 (Optionen) wurden vorerst noch keine Anpassungen vorgenommen.

Auf Registerkarte 3 (Anzeige) müssen auch noch keine Veränderungen vorgenommen werden. Allerdings kann man hier die Zeitanzeige und oder Schriftarten ändern.

Auf Registerkarte 4 (Verschiedenes) sind folgende Einstellungen ausgewählt…:

  • Beenden der Anwendung bestätigen
  • Herunterfahren des Servers bestätigen
  • Nur eine Anwendungsinstanz zulassen
  • Konfiguration für JACk Server speichern unter >>> .jackdrc
  • Unterstützung für Alsa Sequenzer bereitstellen
  • D-Bus Schnittstelle deaktivieren.

Anpassungen in Konfigurationsdateien:

Folgende Anpassungen für den Betrieb des JACK Audioservers wurden noch durchgeführt:

  • etc/security/limits.conf mit root-Rechten bearbeitet…@audio – rtprio 99 eingetragen
  • sudo adduser BENUTZER audio
  • etc/pulse/client.conf mit root-Rechten bearbeitet…autospawn=no eingetragen.

Mit den hier beschriebenen Grundkonfigurationen kann schon produktiv gearbeitet werden. Weitere Details würden den Rahmen dieses Artikels auch sprengen.

Von Torsten